März, 2007:
"Sonntagnachmittag auf den Stufen neben dem Mumok sitzen, Sonneschein im Gesicht zu spüren, gierig in einen saftigen Apfel beißen um zu hören wie sich eine Dame über einen Zitat: „amerikanischen Vollidioten“ aufregt. Die Wetteraussichten versprechen eine Kältefront, einen Wintereinbruch, sprich Rückfall in die Depression, wenn ich genügend Geld hätte, wäre mir das ja sehr egal, da Möglichkeiten. Dieses temporäre Klima kotzt mich an, ähnlich wie die Tatsache ab Ende März ohne Job zu sein, also ohne Einkommen, eher heftiger. Klima gepaart mit Existenzängsten ergibt Winterstimmung. Vormittags für das Gewissen Jobs online gesucht, später Hr. Yves Klein missbraucht um auf andere Gedanken zu kommen und neue Ideen zu inhalieren. Inhalieren – in anderer Form - ist die Lieblingsbeschäftigung meiner neuen Mitbewohnerin, die prinzipiell abends Dinge von süßem Duft genießt. Langsam werde ich zum Spießer, das Zeug stinkt und sie hat zu lüften, vor allem nicht so förderlich wenn ich gerade frisch Gewaschenes im Wohnzimmer aufhänge. Ehrlich, meine Nase ist empfindlich, der schlimmste Geruch – in diesem Moment stapft ein Mädl mit grünem Haar, überdimensionaler pinker Sonnenbrille und diesen, von knallroten Lippenstift, der nach Menstruationsblut schreit, gezeichneten Lippen in Begleitung ihrer Mutter vorbei. Dabei regt sie sich über Alzheimer geschädigte Leute auf, ach ja, arme Mutter. Doch der Geruch, der „Ichzuckegleichausundduekelstmichan“ resultiert aus einer Creme die Haut regenerieren soll. Ha, schöne Haut, aber Du stinkst. Schön anzusehen, aber nicht lange auszuhalten. Komisch, erinnert mich an so manche Menschen, die sich ansonsten gerne über Luxusartikel und das andere Geschlecht in Umgebung von Cosmopolitans und Vodka Bull unterhalten. Ups, schubladisieren ist politiksch inkorrekt. Es ist auch politisch inkorrekt Chiquita Bananen zu fressen (Stichwort: Rebellenfinanzierung in Kolumbien), auch Fair Trade, denn hey, der Transportweg ist ned wirklich von Gumpersdorf in den Hausverstand ums Eck. Natürlich kaufen wir trotzdem Fair Trade Bananen, hören die richtige Musik und wählen links bis Mitte. Oranger oder blauer Wähler wird hier wohl keiner sein, außer er hat das Rotlicht der Bühne falsch interpretiert. Sobald mehr Sonnenschein im Museumsquartier ist, bevölkert es sich und ein paar Mitesser sind immer dabei. Für mich sind das diese Fotografen mit ihren Teleobjektiven, wie Mitesser, die vor dem Spiegel, bei genauerem Hinsehen präsent sind. Ok, manche sind offensichtlich, die kann mensch auch behandeln. Entweder ausdrücken- also Konfrontation oder akzeptieren.– ha, 4x junge Kerle im „PostModBritpopGallagehermit Dohertygemischt“-Stil geben sich die Ehre, die so langweilig reden wie sie aussehen, alles Kopien.
Am Sonntag ist manchmal Konfrontation, weil es mich bei dieser Ausstellung nicht nur peripher tangierte, dass so viele Paare bei einem Museumsbesuch schmusen müssen. Wenn schon Nichtraucherzonen, dann auch Nichtschmuserzonen. Mit kleinen Abstrichen, mensch darf so ein- bis zweimal Zungenakrobatik aufführen, ein kurzer lippenkuss ist bis zu 3x möglich und alles darüber wird mit Arschkarte sprich Platzverweis geahndet. Noch lieber wäre mir, dass die Leutchens ansonsten zu wildfremden Menschen gehen und beichten. Abhängig ist das Ganze natürlich auch von der Größe des Raumes - 75m² . Falls kleine Feier und Dauerschmuser, das Paar sofort nach Hause schicken od. abwaschen od. bei gutem Aussehen dürfen sie sich beim GV filmen lassen und müssen Kopien an Fremde verteilen, obwohl, das lassen wir dann mal lieber. Nein, ich rege mich nicht immer über das Alleine sein auf, nur heute, ein wenig. Ehrlich gesagt habe ich mich beim Valentinstag für alle gefreut, ganz ernsthaft. Mensch muss nur einen Tag keine Medien nutzen und in glückliche Gesichter auf der Straße blicken. Wenn unausgeschlafen, dann grantig, dann wenig Freude für andere. Dann ist es besser sich auszukotzen, aber daheim geht das so schlecht, da verfällt man eher in Lethargie und Depression. Darum raus und sich den Frühlingsgefühlen hingeben, also, so wie heute, dann halt auch noch sudern. Gut, die Woche war auch keine optimale Sache, da darf ich das auch mal. Allerdings ist zuviel nur destruktiv, nicht ziel führend.. Die Absage als Trainer, obwohl ich ne Zusage des Chefs hatte, wurmt mich gewaltig, da jetzt doch wieder Suchen, ach, so schlimm ist es eh nicht, durch Österreich tingeln und unmotivierte Leute zu animieren, hmm, naaa. Ein paar leute meinten: hey super, da bist ja dann der volle Frauenchecker, da geht einiges.. Moi: Bitte? Kumpels: klar, Skilehrer war gestern, jetzt AMS Coach. Kein Wunder, dass wir uns seitdem auch als Neigungsgruppe Pornographie bezeichnen. Bei uns geht es öfters um nix, gar nix. Sex wird überbewertet, vor allem wenn Mensch keinen hat. Beziehung scheint ähnlich, na ja, nicht ganz.
Wurscht, so sehr ich suder, die Nichtschmuserzone wird auch eingehalten, selbst wenn ich wieder in einer Beziehung bin."
Soviel aus dem März, heute morgen ist fm4 wirklich ganz groß:12:26: Last Tango In Paris | Gotan Project
12:41: Dreams Are My Reality | Louie Austen
12:44: La Ritournelle (remix) | Sebastian Tellier